Länger leben, kürzer planen? Warum unsere Altersvorsorge der Zeit hinterherhinkt

Die neue Realität des Ruhestands: Warum gute Planung das Konto länger leben lässt.

Die gute Nachricht zuerst: Wir leben immer länger. Die weniger gute? Unsere finanzielle Vorsorge hat das offenbar noch nicht mitbekommen. Laut einer aktuellen Studie von Fidelity International und dem National Innovation Centre for Ageing (NICA) unterschätzen viele Deutsche massiv, wie lang ihr Ruhestand tatsächlich dauert – und wie lange ihr Erspartes halten muss.

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Die große Rentenlücke: Wenn der Plan zu kurz greift

Mehr als die Hälfte der über 50-Jährigen in Deutschland – genau 54 Prozent – hat laut der Fidelity-Studie eine Rentenlücke von über zehn Jahren. Zehn Jahre! Das ist ungefähr so, als würde man beim Marathon nach 32 Kilometern merken, dass das Ziel noch in weiter Ferne liegt.

Weltweit sieht es übrigens kaum besser aus: 42 Prozent der Befragten planen zu kurz. Die Untersuchung basiert auf mehr als 11.800 Teilnehmenden aus 13 Ländern und zeigt deutlich, dass viele Menschen ihre Lebenserwartung immer noch auf dem Stand der 80er-Jahre einschätzen. Dabei wird es bis 2050 weltweit über 3,6 Millionen Hundertjährige geben.

Wer plant, lebt besser – in jeder Hinsicht

Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich Planung auf das Wohlbefinden im Alter auswirkt. 84 Prozent der Menschen, die mit einem konkreten Vorsorgeplan in den Ruhestand starten, fühlen sich körperlich, emotional und finanziell gut vorbereitet. Unter denjenigen ohne Plan sind es nur 70 Prozent.

Oder, um es anders zu sagen: Ein bisschen Plan schadet nie – besonders dann, wenn man Jahrzehnte im Ruhestand verbringen wird. „Viele Menschen bereiten sich immer noch auf den Ruhestand ihrer Eltern vor“, sagt Susanna Wooders, Country Head Germany bei Fidelity International. Nur dass der Ruhestand heute im Schnitt deutlich länger dauert – und damit auch teurer wird.

Optimismus ist gut, Planung ist besser

Trotz der teils dramatischen Vorsorgelücken bleiben viele erstaunlich gelassen. Laut Studie bewerten 68 Prozent der weltweiten Rentner ihre Situation positiv, in Deutschland sind es immerhin 60 Prozent. Vielleicht liegt das am berühmten deutschen Pragmatismus – oder daran, dass viele ohnehin planen, länger zu arbeiten. Rund 70 Prozent der Befragten erwarten, auch im höheren Alter beruflich aktiv zu bleiben – meist aus Freude an der Tätigkeit, nicht aus finanzieller Not.

Die fünf Erfolgsfaktoren für eine stabile Altersvorsorge

Die Fidelity-Analyse benennt fünf entscheidende Stellschrauben, mit denen sich die finanzielle Zukunft langfristig sichern lässt:

  1. Frühzeitige Finanzbildung und Beratung – je eher, desto besser.
  2. Technologische Innovationen nutzen, um Finanzen smarter zu verwalten.
  3. Gesundheit und Pflege aktiv priorisieren.
  4. Vertrauen in öffentliche Systeme stärken – aber nicht blind darauf verlassen.
  5. Ganzheitliches Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen: Finanzen, Körper, Geist und soziale Beziehungen gehören zusammen.

Fazit: Ein langes Leben sollte kein finanzielles Risiko sein

Oder wie Susanna Wooders es treffend formuliert: „Ein längeres Leben sollte etwas sein, worauf man sich freut – nicht etwas, das Angst macht.“

Wer rechtzeitig plant, kann den Ruhestand nicht nur genießen, sondern aktiv gestalten – mit finanzieller Sicherheit, Gesundheit und Lebensfreude. Und vielleicht sogar mit dem guten Gefühl, dass das Konto länger durchhält als man selbst.

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