Indexfonds – genial einfach oder einfach nur begrenzt?

Indexfonds gelten als die Erfolgsgeschichte der letzten Jahrzehnte. Geringe Kosten, breite Streuung und eine einfache Umsetzung haben sie zum Liebling vieler Anleger gemacht. Doch wer glaubt, damit automatisch den „Markt“ abzubilden, übersieht einige entscheidende Punkte. Denn: Auch Indexfonds haben ihre Schattenseiten.


Ein Erfolg mit System – und mit Grenzen

Lange Zeit dominierten aktiv gemanagte Fonds, die mit hohen Gebühren und oft enttäuschenden Ergebnissen arbeiteten. Indexfonds, die einen Markt nach festen Regeln abbilden, galten als logische Antwort darauf: günstig, transparent und effizient.
Doch ein genauerer Blick zeigt: Die Abbildung eines Index bedeutet nicht automatisch, dass Anleger wirklich den gesamten Markt erfassen. Denn jeder Indexanbieter definiert seine Regeln selbst. So unterscheiden sich etwa der Russell 2000, der S&P Small Cap 600 oder der CRSP US Small Cap Index deutlich – obwohl alle drei den US-Small-Cap-Markt darstellen sollen. Die Renditeunterschiede lagen zwischen 2004 und 2023 im Schnitt bei fast fünf Prozent pro Jahr.


Der Index ist nicht der Markt

Das Beispiel zeigt: Ein Index ist nur ein Modell des Marktes, kein exaktes Abbild. Wer in einen Indexfonds investiert, folgt also immer auch den Entscheidungen eines Indexanbieters – etwa, welche Unternehmen aufgenommen oder ausgeschlossen werden.
So entschied der Anbieter des S&P 500, Tesla erst im Dezember 2020 in den Index aufzunehmen – zu einem Kurs, der siebenmal höher lag als noch zu Jahresbeginn. Solche Entscheidungen können die Rendite spürbar beeinflussen.


Niedrige Kosten – aber nicht immer niedrige Gesamtkosten

Indexfonds punkten mit niedrigen Verwaltungsgebühren. Doch diese sogenannten Kostenquoten erzählen nur einen Teil der Wahrheit. Zusätzliche Kosten entstehen insbesondere bei sogenannten Indexrekonstitutionen – also dann, wenn die Indexzusammensetzung angepasst wird.
In diesen Phasen müssen Fondsmanager häufig große Handelsvolumina in kurzer Zeit bewegen, was zu höheren Transaktionskosten führt. Studien von Dimensional zeigen, dass Handelsvolumen an solchen Tagen um das 20- bis 30-Fache des Normalen steigen können – und damit auch die versteckten Kosten für Anleger.


Fazit: Informiert investieren lohnt sich

Indexfonds sind ein wichtiger Fortschritt im Anlagemarkt – aber kein perfektes Produkt. Wer die Funktionsweise, Zusammensetzung und versteckten Kosten versteht, kann besser entscheiden, ob ein Indexfonds oder ein flexiblerer, wissenschaftlich fundierter Ansatz besser passt.
Wie bei jedem größeren Kauf gilt auch hier: Erst informieren, dann investieren.

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